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Kabinenhaube für Piper Maßstab 1:6

Landescheinwerfer Morava

Positionsleuchte für Morava

Tiefziehen


... sicherlich ein Thema zu dem schon viel geschrieben wurde - zumindest was das prinzipielle Verfahren und die zu verwendenden Materialen betrifft. In diesem Beitrag wird nicht gezeigt, wie man eine X-beliebige Holzkiste baut. Vielmehr geht es hier vor allem um ein Hilfsmittel, das das sparsame Verarbeiten der nicht ganz billigen Rohmaterialien VIVAK & Co ermöglicht.



Idee und Planung


Die Idee entstand als ich für mein Winterprojekt, die "Morava" (FMT-Projekt 7/8 2000) eine recht große Haube brauchte. Für meine Piper war auch eine neue Kabinenhaube angesagt - etwa halb so groß wie die Morava-Kabine. Außerdem sollten kleine Positions- leuchten für die Trag- flächen und eine Lande- scheinwerfer-Verglasung für die Bugspitze herge- stellt werden. Letztere Teile sind im Vergleich zu Kabinenhauben sehr klein und benötigen nur wenig Rohmaterial. Es entstand also eine Tiefziehkiste für variable Rohmaterialzu-schnitte.
Die Abmessungen ergaben sich aus der Breite eines Standard-Backofens und der Größe von handels- üblichen Tafeln.



Die Unterteilungen wurden so bemessen, das Zuschnitte verwendet werden können, die immer ein ganzzahliges Vielfaches zu der Ausgangsgröße ergeben - also möglichst wenig oder keine Abfälle anfallen. Platten von 1000 x 500 mm eignen sich am besten.


Gehäuse


Beim Bau des Gehäuses sollten möglichst große Bohrungen in den Quer- streben vorgesehen und der Staubsaugeranschluß zentral angeordnet werden, damit sich beim Zieh- vorgang recht schnell ein gleichmäßiger Unterdruck aufbauen kann.
(siehe Foto)

Fertig gezogene Haube für Piper vor dem Ausschneiden


Große Bohrungen in den Querstreben für schnellen Druckausgleich

Zuschnittvarianten
Aus einer Tafel 1000x500 mm erhält man zum Beispiel:

3 große,
6 mittlere,
12 kleine
oder entspechend kombinierte Zusschnitte.

Dichtungen


Zur Abdichtung zwischen Holz und Gitterblech eignet sich selbstklebendes Moosgummi. Für Rahmen und Abdeckplatten sollte ein möglichst weiches Dichtmaterial verwendet werden zum Beispiel eine Hohl-Profil Gummidichtung, wie sie für Türen und Fenster verwendet wird - bekommt man in jedem Baumarkt. (z.B. die doppelte Gummi-Hohlprofil- Dichtung: "fix-o-moll") Klebt man auf das Gitter- blech einen Streifen Tesa Gewebeband, so erhält man eine bessere Auflage für die Gummidichtung.


Dichtungen

Doppel-Dichtung in der Mitte


Zubehör


Die drei Rahmen für die unterschiedlichen Platten- größen werden aus 5mm mehrfach verleimten Sperrholz gefertigt. Die Rahmenstärke für die kleineren Rahmen beträgt 2 cm und für den Großen 2,5 cm. Die Innenecken sollten aus Stabilitätsgründen rund ausgeschnitten werden - Radius ca. 1,5 cm.




Jeder Rahmen besteht aus zwei gleichgroßen Teilen. Das Oberteil wird mit Bohrungen für Senk- kopfschrauben versehen.
Die zwei Abdeckplatten für die nicht benötigten Flächen werden ebenfalls aus 5mm Sperrholz geschnitten.


Doppelrahmen zur Aufnahme des Rohmaterials


Abdeckplatten für nicht benutzte Fläche(n)


Fläche 250 x 165 mm


Fläche 333 x 250 mm


Ganz zu nutzende Fläche 450 x 333 mm


Die Urform


Das kostengünstigste Material für die Urformen ist immer noch Holz. Dicke Klötze besorgt man sich am besten beim Zimmermann. Dort fallen oft geeignete Abfälle beim Zuschnitt von Dachsparren oder First- balken an. Die Oberfläche einer Urform aus Holz muss allerdings behandelt werden, da man sonst die Maserung des Holzes als Muster in den Tiefziehteilen wieder findet. Man kann Kunstharzspachtel verwen- den, den man dann entsprechend fein schleifen muss (wie bei der Autoreparatur). Bei großen Formen, bei denen man eher mit Rissen rechnet, ist sicherlich Laminieren mit Glasfasermatten eine gute Lösung. Die Materialstärke der Oberflächenbehandlung




ist bei der Bemaßung der Form entsprechend mit einzuplanen.
Als Oberflächenfinish für ganz anspruchsvolle lässt sich Spritz-Spachtel verwenden. Wie auch immer der letzte Schliff sollte ein Nassschliff mit 400er Körnung oder feiner sein. Phantasie ist ja immer gefragt, besonders bei kleineren Formen. Für die Urformen der Positions- leuchten wurde einfach ein Stück Elektrokabel durch zwei Bohrungen gesteckt. Die Landescheinwerfer- Form ist aus einem Flaschenkorken geschliffen dessen Oberfläche mit Sekundenkleber gehärtet und nochmals fein geschliffen wurde.
(siehe Foto)



fertige Urform gespachtelt, geschliffen und mit Spritz-Spachtel behandelt


Urformen für Positionsleuchten und Landescheinwerfer



Das Tiefziehen


VIVAK Platten sind in den Stärken 0,5 | 0,75 | 1,0 und 1,5 mm und in verschieden Größen erhält- lich zum Beispiel bei: www.architekturbedarf.de oder www.kirch-gmbh.de. Das Material ist trans- parent, farblos, glänzend und beidseitig mit Schutzfolie versehen. Es lässt sich im Temperatur- bereich zwischen 120° - 160° verformen.
Die VIVAK-Platten werden auf die gewünschte Größe geschnitten, und in dem Doppelrahmen verschraubt. Nicht benutze Fläche(n) bei Verwendung von einem der beiden kleineren Rahmen abdecken. Urform(en) mittig auf das freie Lochblech legen. Staub- sauger anschließen. Den Rahmen möglichst mittig im Backofen positionieren. Den Ofen einschalten. (Heißluft ca. 160°) Das Kunststoff- material wird zunächst etwas wellig um sich danach ganz straff in dem Rahmen zu spannen. Nach kurzer Zeit beginnt es




immer mehr "durchzu- hängen". Beträgt dieser Durchhang ca. 2-4 cm (je nach verwendeter Rahmen- größe) ist es Zeit den Staubsauger einzuschal- ten und die Lederhand- schuhe anzuziehen. Der Rahmen wird nun aus dem Ofen genommen und über die Urform gleichmäßig auf die Gummidichtung gedrückt. Geschwindigkeit und Treffsicherheit sind hierbei gefragt. Hat alles gut geklappt, baut sich sofort der gewünschte Unterdruck auf, der den Rest der Arbeit erledigt. Nach ein paar Sekunden kann man den Staubsauger wieder abschalten. War das Ergebnis nicht so toll, weil man zu langsam war oder ganz einfach das Ziel verfehlt hat, kann man das Material in der Regel nochmals im Ofen erwärmen. Dabei sollte die Wölbung nach oben zeigen. Je nach Verformungsgrad und Materialstärke hat man zwei bis drei Versuche.


die kleineren Tiefziehrahmen werden auf einer Seite mit geeigneten hitzebeständigen Teilen unterstützt


Beendeter Tiefziehvorgang



Michael Cieplik


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